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Warum "Zuhören und Kennenlernen"?In über 100 Jahren Tango ist eine faszinierende Vielzahl von Musikstilen entstanden. Jedes Orchester hat ein eigenes Klangbild geschaffen und im Lauf der Jahre weiterentwickelt. Durch den glücklichen Zufall, dass Aufzeichnungstechnik schon zur Verfügung stand, können wir heute die Musik hören, wie sie vor 80 oder 60 Jahren gespielt wurde. "Zuhören und Kennenlernen" lädt Tango-Tänzer dazu ein, die Musik, auf die sie tagtäglich tanzen, einmal genauer anzuhören. Sich beim Tanzen von der Musik inspirieren zu lassen, ist nicht nur eine Sache von Intuition und subjektivem Empfinden. Ein geschultes Ohr erkennt einerseits die festen Strukturen, die jeder Tango hat, und die helfen, im Tanz zu "atmen" und sich mit dem Partner zu synchronisieren; andererseits entdeckt es in der rhythmischen und melodischen Reichhaltigkeit der Tango-Musik und der Vielfalt der Orchester-Stile unendlich viele Details, die den Tanz inspirieren; bei jedem Hören und mit jedem Partner anders. Die Präsentation von ausgewählten
Tangos mit Kommentierung musikalischer und
spieltechnischer Merkmale und historischer
Hintergründe vermittelt den Tänzern Wissen und
schärft die Sinne und öffnet damit der Inspiration
neue Horizonte. Buchungen willkommen! |
Seminare im Programm (Stand: März 2020)
Highlights
der traditionellen Tango-Musik - Warum Tango so
klingt, wie er klingt
Typische
Rhythmen im Tango - Instrumentierung - die
Spielweise: "Expressivität geht vor Wohlklang" -
Vertonte Poesie: Situationen, Gefühle und
Attitüden in den Tango-Texten, und ihre
musikalische Gestaltung.
Dieses
Seminar führt in kommentierten Hörbeispielen die
wichtigsten Tango-Orchester der 20er bis 40er
Jahre vor und arbeitet heraus, mit welchen
rhythmischen, melodischen und spieltechnischen
Stilmitteln der einzigartige Sound dieser
Orchester geschaffen wurde und was für ein
"Feeling" diese Musik transportiert.
Eine Reise durch 100 Jahre Tango-Musik und ihr soziales und kulturelles Umfeld in Buenos Aires. Wir hören: kratzige,
aber fetzige Musik aus der Frühzeit des Tango;
Musik in großer stilistischer Vielfalt aus den
20er und 30er Jahren; mitreißende Rhythmen und
romantische Stücke mit tollen Sängern aus der
Hochzeit des Tango um 1940; kammermusikalische
Kunstwerke aus den 40er bis 60er Jahren, die die
Reichhaltigkeit und Komplexität des Tango auf
die Spitze trieben; konzertanten Tango aus
Krisenzeiten; und vielfältige Musik aus dem
neuen Tango-Boom, der in den 90er Jahren begann.
Lauter wunderbare Stücke aus unterschiedlichen
Epochen; es werden die musikalischen
Stilelemente, die diese Stücke zu einzigartigen
Drei-Minuten-Kunstwerken machen, sowie einige
typische Tango-Texte besprochen.
Die
Evolution der Orchester-Stile im traditionellen
Tango
Eine
Reise
durch 35 Jahre Tango-Musik, von den lebendigen
Traditionalisten und
experimentierfreudigen jungen Wilden der
zwanziger hin zu den virtuosen, expressiven
Musikern und Sängern der vierziger und fünfziger
Jahre. Auf
dieser Reise begegnen wir gemütlicher, frecher,
hochenergetischer, romantischer, komplexer und
dramatischer Musik; wir verfolgen die wichtigsten
Orchester über die Jahrzehnte und hören, welche
innovativen und reichhaltigen Stilelemente sich
die Musiker und Arrangeure ausgedacht haben.
Die
dreißiger Jahre: Entstehung der stilistischen
Vielfalt der Orchester. Von der Guardia Vieja und der
Guardia Nueva zur Época de Oro.
Ende der
zwanziger Jahre, während des ersten großen
Tango-Booms in Buenos Aires, gab es zwei
musikalische Stilrichtungen, die um die Gunst des
Publikums wetteiferten: die traditionellen
Orchester der Guardia Vieja und die Neuerer mit
den Protagonisten Julio und Francisco de Caro.
Viele der großen Orchester des "goldenen
Zeitalters" hatten in dieser Zeit ihre Anfänge. In der darauffolgenden Dekade ging der Tango durch wirtschaftlich schwierige Zeiten, Musiker mussten andere Geldquellen auftun, viele einst erfolgreiche Orchester lösten sich auf oder setzten sich anders zusammen. Die verbliebenen und neuen Protagonisten aber kreierten mit großer Experimentier- und Spielfreude neue Stilelemente, so dass am Ende des Jahrzehnts eine enorme Vielfalt von Tango-Orchestern den nächsten Boom, das "goldene Zeitalter", einleitete. Aber nicht nur als Übergang zur allseits bekannten und beliebten Musik der Época de Oro sind die dreißiger Jahre bedeutsam, in dieser Zeit wurden auch einige wunderbare zu Unrecht später vergessene Stücke geschaffen.
Die
vierziger Jahre: mitreißende Tanzmusik - der
Sänger im Orchester - düsteres Drama - komplexe
Arrangements.
Die
frühen vierziger Jahre waren die Goldene Zeit des
Tango, es gab angeblich 600 Tango-Orchester in
Buenos Aires und es erschienen jeden Tag drei
Tango-Platten. Aus dieser Zeit stammen viele
wunderbare Aufnahmen, die eine reichhaltige Quelle
fürs Auflegen in den Milongas sind. In den späten
vierziger Jahren wurde die Musik vieler Orchester
komplexer und der Gesang dramatischer.
Aus der enormen Vielfalt der Stile und Stimmungen gebe ich in einer Stunde eine breite Auswahl und erzähle über Hintergründe.
Tango nach
der "Goldenen Epoche" (1948-1970):
In der
Zeit zwischen 1950 und 1970 erlebte der Tango
einen Niedergang. Anfang der fünfziger Jahre
tanzten junge Leute noch in Scharen und teilweise
in großer Perfektion in Vorstadt-Clubs. Dort und
in vielen Milongas im Zentrum wurde weitgehend
Musik aus der Konserve gespielt, es gab schon
nicht mehr so viele Live-Auftritte von Orchestern.
In den darauffolgenden Jahren wurde
nicht-argentinische Musik immer beliebter, und die
jungen Wilden tanzten "otros ritmos" wie Swing,
Rock'n Roll und Mambo. Tango wurde nach und nach
etwas für Ältere und bekam den Ruf als traurige
Musik. Mit dem Aufkommen des Fernsehens machten
sich auch viele Leute einen schönen Abend zu
Hause, statt tanzen zu gehen. Die besten Tänzer
wurden Bühnentänzer im In- und Ausland. Viele
Orchester lösten sich auf oder verkleinerten sich.
Wir werden interessante Musik aus dieser Zeit hören: Von den "großen Vier", die immer noch vom Publikum sehr geliebt wurden, von neuen Formationen mit tollen Sängern und von kleineren Ensembles mit exzellenten Musikern.
Über den
Gesang im traditionellen Tango. Texte – Stile –
Zusammenspiel.
Wir
hören gesungene Tangos aus den zwanziger bis
sechziger Jahren, vom derben Spottlied bis zum
Kunstwerk an vertonter Poesie. Wir lernen
Gesangsstile kennen und verschiedene Weisen des
Zusammenspiels von Sängern und Orchestern. Ab ca.
1940 sind beim "Cantor de la orquesta" Gesang und
Orchester-Arrangement kunstvoll miteinander
verwoben, es werden Stimmungen und dramatische
Momente kreiert. Und wir lesen und besprechen die
Texte in deutscher oder englischer Übersetzung.
Die Großen
Vier, Teil 1: Aníbal Troilo.
Tolle
Musiker - raffinierte Rhythmen - schaurig-schöne
Spielweise - Verschmelzung zwischen Orchester und
Sänger - dosiertes Drama - magische Expressivität.
Für mich ist Troilo der Größte der Großen.
Die Großen
Vier, Teil 2: Juan D'Arienzo.
Juan d'Arienzo, genannt "El rey del compás", entwickelte Mitte der Dreißiger Jahre zusammen mit seinen Musikern einen neuen fetzigen Sound, der bis heute die Leute auf die Tanzfläche lockt. In 40 Jahren spielte das Orchester hunderte von Aufnahmen ein, sein Stil wurde immer wuchtiger. Seine Sänger waren besonders kraftvoll, die Texte oft derb und manchmal dramatisch. Wir lernen d'Arienzos Rhythmus-Maschine kennen, wie sie gebaut ist und wie sie sich über die Jahrzehnte entwickelt hat.
Die Großen
Vier, Teil 3: Osvaldo Pugliese.
Osvaldo
Pugliese ist aus gutem Grund der in Argentinien
und anderswo am meisten verehrte Tango-Musiker. In
seinem als Kooperative geführten Orchester
spielten exzellente Musiker und blieben ihm
jahrzehntelang treu. Osvaldo Puglieses Ensemble
blieb, obwohl er wegen seiner kommunistischen
Gesinnung politisch verfolgt wurde, bis zu seinem
Tod 1995 sehr populär und hinterließ Hunderte von
Aufnahmen.
Die Großen
Vier, Teil 4: Carlos Di Sarli.
Carlos Di Sarli, genannt "El Señor del Tango", entwickelte einen kraftvollen und eleganten Sound und war dabei extremer Perfektionist; die besten Geiger und Bandoneonisten spielten in seinen Tutti, fast ohne solistische Entfaltungsmöglichkeiten, nur Di Sarli selbst als einziger Solist brillierte am Klavier mit wuchtigem Rumoren in den tiefen und schwindelerregenden Spielereien in den hohen Tönen. Mit seinen
herausragenden Sängern schuf er extrem
romantische Tangos, die in keiner Milonga fehlen
dürfen. Wir werden im Seminar
sehen, wie er von den 20er bis zu den 50er
Jahren den Strömungen im Tango folgte und
gleichzeitig seinem Stil treu blieb und ihn
perfektionierte.
Die
anderen Großen Vier:
"Die Großen Vier", das sind Carlos di Sarli, Juan d'Arienzo, Aníbal Troilo und Osvaldo Pugliese, haben Stile entwickelt und viele großartige Tangos geschaffen und dürfen deshalb in keiner Milonga fehlen. "Die anderen Großen Vier" waren in vielerlei Hinsicht Pioniere des Tango. Von ihnen stammen entscheidende Innovationen in Instrumentierung und Spielweise, sie waren die Kaderschule für die besten Musiker, und sie haben großartige Musik zum Tanzen geschaffen.
Carlos di Sarli – Miguel Caló – Aníbal
Troilo.
In der
ersten Hälfte der 40er Jahre, als es angeblich 600
Tango-Orchester in Buenos Aires gab, jeden Tag
drei Tango-Platten erschienen und es in jeder
Cuadra im Zentrum ein Lokal gab, wo Tango gespielt
wurde (Live oder von Platte), waren die Orchester
Carlos di Sarli, Miguel Caló und Aníbal Troilo
unter den beliebtesten. Heute gehören sie zum
unverzichtbaren Bestand eines Tango-Abends. Astor
Piazzolla Mit 18 begann er als
Bandoneonist in Troilos Orchester, er wurde
Arrangeur und Komponist, er gründete diverse
Ensembles, spielte irgendwann nur noch seine
eigenen Kompositionen, hatte weltweit Erfolg. Er
erfand den "Tango Nuevo", mit neuen Rhythmen,
neuen Harmonien, Melodien, Klangfarben und Formen.
Wir
hören:
Vorfahren und Verwandte der Milonga, bodenständige
Milongas, fetzige Milongas, Milongas mit
Candombe-Einflüssen, moderne Milongas; und diverse
Geschichten dazu.
Vals: Historie - Rhythmen - Stile -
Highlights.
Wir
hören schwungvolle, melancholische, ausgelassene,
rustikale, wienerische, folkloristische,
meditative Valses und analysieren ihre Rhythmen
und Spielweisen. In der "Goldenen Epoche" des Tango - ca. 1935-1950 - war in Buenos Aires der Tango extrem populär. Es gab jede Menge Tanzsalons, zahlreiche Orchester wetteiferten um das Publikum und um Auftritte im Radio und Aufnahmetermine in den Plattenstudios, es wurden viele neue Stücke komponiert, und täglich erschienen neue Platten. In dieser Zeit gab es mehrere stilistische Umbrüche und Tendenzen, die die Tango-Szene im Ganzen beeinflussten. In diesem Seminar wird die Geschichte dieser Trends, teilweise Hypes, erzählt. Ich spiele Beispiele von trendprägenden Stücken, und ich diskutiere Einflüsse des kulturellen und ökonomischen Umfelds, speziell des Musik-Business, auf die Entwicklung des Tango.
Tiere im
Tango.
Wir
hören Tangos mit Tieren in mehreren Kontexten. Es
kommen vor:
- das
Rind und das Pferd: Diese Tiere haben in der
argentinischen Ökonomie, Sozialgeschichte und
Kultur eine wichtige Rolle gespielt, die in vielen
Tangos thematisiert wird. Die Einsamkeit der
Gauchos kann man aus manchen Tangos auch dann
heraushören, wenn man den Text nicht versteht.
- Affen,
Katzen, Vögel etc. mit ihren Stimmen hören wir in
witzigen, beschaulichen oder sarkastischen Tangos.
Frauen im
Tango.
Ich
präsentiere Tangos mit Frauen als Autorinnen und
Interpretinnen. Und ich stelle Tangos vor, in deren Texten immer wiederkehrende stereotype Frauenbilder vorkommen (mit Ausnahmen), unter anderem: die untreue Frau = die Undankbare, die den Mann ruiniert; die Hure = die Verführerin, aber auch Verführte und Ausgebeutete; die Mutter = die einzige, auf die Verlass ist. Von solchen Tangos spiele ich die allerschönsten aus unterschiedlichen Epochen und bespreche neben den Texten die musikalischen Stilelemente, die diese Stücke zu einzigartigen Drei-Minuten-Kunstwerken machen. Auch die
historische Entwicklung der Rolle von Frauen als
Organisatorinnen und Tänzerinnen kommt zur
Sprache.
Seminare
für DJs oder solche, die es werden wollen:
Charakteristika
der Orchester zum Bauen von Tandas mit Charakter
Wir
behandeln hier die Charakteristika der Orchester
nicht als musiktheoretischen Selbstzweck, sondern
aus der Sicht der Tänzer, und untersuchen, welche
Stimmungen die Orchester vermitteln, damit wir
Tandas bauen können, die eine Stimmung
aufrechterhalten (oder entwickeln) und einen
"flow" während einer Milonga erzeugen können.
Creating the flow - how to
construct an evening
Coherent tandas – contrasts between
tandas – cycles of energy – tuning with the
dancefloor. |